Wunderbrunnen Allersdorf

 

Archiv Günther Wein

Der Wunderbrunnen in Allersdorf bei Bindlach
von Dr.h.c. Lippert.

     In dem alten, stillen, aber lieblich schönen Dörflein Allersdorf am Pilz besteht ein starker Brunnen, dessen Wasser wahrscheinlich schon den hermandurischen Heiden heilig war, in den sie Brot und Körner warfen, damit Gott die Ernte segne. Denn hier scheint der Ortsname nicht von einem Ailherr sondern von einem altdeutschen Alh das ist Tempel oder Heiligtum zu kommen, dem All- oder Himmelsherrn.

Gegennwärtig speist die Quelle den Kutscherbrunnen am Kutscherplatz in Bayreuth und trinken die Bürger sein heilsames Wasser. In christlicher Zeit verwandte man solche Quellen gern zu Taufen, wie auch St. Rupert bei Obernsees, denn so ließ sich das Heidentum leichter in Christentum umbilden. Auch baute man daneben Taufkapellen, so auch eine in Allersdorf zu Ehren des Heiligen Jobst, und manche Tradition über solche Taufkapellen erhielten sich. Man verehrte in ihnen einen besonderen Heiligen, wie St. Rupert oder St. Jobst und stellte die Wirkung der Quelle unter deren Schutz und Wunderdätigkeit. Man betete in der Kapelle, ehe man sich im Brunnen der Heilung wusch und verrichtete    nach derselben dort sein Dankgebet. St. Jobst war ein bretonischer adliger Heiliger im britischen Frankreich im 6. Jahrhundert und wurde auch sonst zum Beispiel in Nürnberg und Wunsiedel stark verehrt. Auch  ein Kirchner pflegte in der Nähe des Wunderbrunnens zu wohnen und hatte die Pflicht, in das Mirakelbuch der Kapelle alle Wunder und Zeugen derselben einzutragen. Die Tradition von unserem Wunderbrunnen hatte sich auch teilweise erhalten.
(Siehe Aign, Kloster St. Jobst 1908 A.O. Siehe auch I.J.Scherber 1796 bei Seite 26, 47, 83ff..)

Im Jahre 1430 zerstörten die Hussiten das Gotteshaus   ; ein frommer Mann- wohl der Kirchner- dessen Haus unzerstört blieb, baute das Gotteshaus wieder auf;
1462 im bayrischen Krieg blieb es unversehrt
und bestand noch 1506, als der Markgraf Friedrich der Ältere den Plan fasste, zu Ehren von St. Jobst, dessen Mirakelbuch er wohl in Händen gehabt hat, ein Franziskanerkloster auf dem Allersberg zu bauen.

Erst 1514 wurde das Kloster fertig und 1529 wurde es durch die Reformation wieder eingezogen. Man hatte es nicht in den Talgrund bauen können, der zu klein war und liebte die Höhe, von der dann alle Steine zu Bauten weggefahren wurden und auf welcher nur noch Kellerreste des Klosters in Feldern vorhanden sind. Es gehörte mit dem Boden zur Pfarrei Nemmersdorf. Der Markgraf hatte auf die Entwicklung seines Klosters große Hoffnungen gesetzt, war doch eine große Wallfahrt bei Allersdorf schon stets vorhanden gewesen. Er befahl darum 1506 den Gotteshauspfleger in der Bähe mehrere Wirtshäuser für Pilger zu errichten (Ph. E. Spieß 1791, Aufklärungen S. 189) und  die päpstliche Urkunde von 1506 für St. Jobst spricht von einem bisherigen großen Menschenzusammenfluss bei St. Jobst (im Tal)
Des Markgrafen Stiftungsbrief spricht von “dem Verdienst des lieben heiligen Sant Jobst mit manchen großen Anzeichen und viel kranken und armen Menschen, die noch täglich geschehen und nicht einem Bilde oder einer Reliquie zugeschrieben worden”.
Was etwas reformatorisch klingt.
Der Markgraf starb im Alter von 77 Jahren, nachdem er und sein Werk eine Ruine geworden waren. Die Kapelle ist wahrscheinlich wie das Kloster 1529 verfallen.
1932 fand man in dem Archiv unserer Kirche in Ansbacher Akten die letzten Blätter des Allersdorfer Martrikelbuches, das der Markgraf eingesehen hatte.
(Zeitschrift für bayr. Kirchengeschichte VII. 1932 S.80= Auf wenigen Blättern sind uns nur noch 10 Wunder, alle aus dem Jahre 1506, erhalten, aber sie bieten einen tiefen Blick in das damalige Volksleben.

Nachstehend Urtext:

Item Paulus Weisgerber von Bamberg ist kumen in dies gegenwertig gotzhaus und hat do offentlich gesagt vor weniglich, das er sei kummen in dis gotshaus am suntag nach viti (21.6.) und hab in willen gehabt, sich aus dem brunnen zu waschen, idoch hab er gedacht, es sei an dem suntag unziemlich und nit recht und also widerumb gen beyreut gegangen und do gnad gesucht zu sant Linhart (aufgehobene Kapelle an der Bayreuther obern Mainbrücke) ist im widerumb eingefallen, er sol wider zu sant Jobst geen und sich aus dem Brunnen waschen, also uf dem weg hab er der krankheit nimmer entpfunden und hat dor griffen (an seinem Leib) da er si noch griffen. Darnach hab er sich aus dem Brunnen gewaschen, von stund an haben sie angehuben zu dorren und nimmer wee zu tun, dass er sich selber darob verbundert hab.

Testes:Erhart von Dombeneck, Cunz Breuslinger von Gses, actum am Montag nach Viti anno sexto, (Heilung von Pestbeulen.)

Item Erhart Smit von Wolsbach (b. Bayreuth) und sein Hausfrau haben bracht ein kind nit eins jars alt und haben gesagt, das dasselbig kind hab dergriffen ein krebsscher an der erden und die eingeschoben, diselbig sei im in dem hals besteckt, das so sorg gehabt haben, es wird ersticken; und sei lenger dan ein ganze stund mit im um sei gangen und derselbigen nit von im kunen bringen. Und in solchen noten haben si got und Sant Jobst angrufen und sein aufgestanden und haben das kindgen Sant Jobst getragen und ufdem weg hat sich das kind geburgt (b=w) und krebscheer also von im geschossen. Dobei gewesen der Eberla Hofmann und sein Hausfrau, Engerin Trubin und die Ubelheckerin actum am Montag nach Viti anno im sechsten.

Item Thoma Polich von Kostnitz (Ködnitz bei Trebgast) des Ruprechtsknecht von Nurmbergk ist kummen in dis gegenwertig gotzhaus undhat do offensichtlich gesagt, das er hab gehabt die Franzosen (Syphilis) ein jar und doch sei er durch gott und erzt geheilt worden, und darnach sei er erlamt in der rechten hant und mit geschwulst und verlichen schaden begriffen worden und kein  Hand in di andern hab mugen flisen. Do hab er gehort von dem heiligen Himmelsfürsten Sant Jobst und hab sich ufgemacht und dohin gangen. Und pald er in die capellen gangen. Und  als pald er in die capellen gangen sei, hab sich sein sach verkert und die hend in einander geflossen.

Testes: Moritz Gansmann, Hans Vogel, Jörg Steger und andere viel. Actum sexto (23.6. 1506)

Item Fritz Smit von Steiboch (Untersteinach bei Weidenberg) ist kumen in dis gotshaus und hat bracht ein kind tzeier jar alt und hat gesagt, das daselbig kind am sontag vor Sant Veitstag frisch und gesund gewesen sei (15.6. 1506) und vi (wie) das Kind sei geheling gefallen in onmacht, das niemand anders hab vermeint; es sei gestorben gewesen und wissen auch nit anders, wan es ist ganzerswarz gewesen, do haben sie das kind gered (versprochen) zu unser liben Frauen ge weier (Marienweiher bei Stadtsteinach) und zu dem lieben heiligen Himmelsfürsten Sant Jobat mit einem groschen. Do ist das kind von stunden wider zu im selber kummen und gesund geworden.

Testes: Heinz und Hans Gibel beide aus demselben Dorf. Act. An Sant Johanstag des taufers anno sexto (24.6.1506)

Item ein Brister von Bamberg mit nomen herr Hans Frank (s. Wachter, Schematismus S. 133: 10. Jan 1509 bei St. Gangolf gestorben) ist kummen in dis gotshaus und hat gesagt offentlich, das er in 14 tagen keinen trit hab mugen tun, dan das er an penken gangen sei undhab in heben auf den karren (der ihn nach St. Jobst brachte) müssen ir tzwen zu den Brunnen grfürt und sich do gewaschen, von stunden ist er allein und on hilf von dem Brunnen gangen und on alle Hilf aufgestanden auf dem karren und das aldo auch offenlich gesagt Herr Wilhelm von Lentersheim ritter (1450-1520 Hauptmann zu Bayreuth + W.A. Lairiz 1804 Amtmann S. 25= und Peter Man von Nürnberg actum in die Joh. Bapt. Anno sexto (24.6. 1506; Krankheit: Gicht?)

  Ich Hans von Fuchsenstein zu Glaubendorf und Kaltenberg (oberpfäz. Adeliger, der sein Wunder selbst niederschreibt) bekenne mit mein aigen handschrift, das ich komen bin gewald am Donerstag zu dem lieben Herrn und Heiligen Sant Jogsten, nachdem ich mich doher gered und geliebt habe treue malen (dreimal) hierher zu wallen mit meinem opfer, alle hie zu lassen. Nun ist die ursach gewest, warum ich mich hierher gen Sant Jobst verlubt habe.

Es hat sich begeben, als mein lieber Vater seliger der alte hans von Fuchsenstein Landrichter zu steaubing gestorben ist, hat mir sein Hausfrau und meine geschwisterit meines Vaters tod verschwiegen und verhalten und sich in alle meins vaters Habe eingedrungen und mich ausgestermt von demselben, da ich lenger wen vier jar  dasmein geraten und in armut um hin und her gezogen hat sich begeben in dem  andern pfingstfeierta, das ich bei Schwandorf in dem Lande zu Baier gefangen, mit einem pferdlein nider geworfen und von vier raissigen in ein perg gefürt in ein Loch. In einem stein inwendig des lochs ein große eiserne ketten gemacht, darein ich geschlossen, für das Loch ein stein vast (=sehr) groß gewelzet. Als ichden tag von Mittag ungeferlich auf zwei stund gefangen war und vor tags des andern auch ungeferlich zwo stund vor tags schlafend wider aus der ketten ledig worden und durch das loch herausgangen on not, als ich mich hierher gered zu dem heiligen Sant Jobst, das ist geschehen am Donnerstag, das ich das  geschrieben, nach des heiligen Sant Johannes des teufers im 1506. jahr.

   item Caspar Pütner von Redwitz ist kummen in dis Gttshaus und hat do offentlich gesagt, dass er hab großen wetagen (Schmerz) gehabt un den kopf 4 wochen und in14 tagen er gleich taub worden und nichts gehort überal. Do hab er sich gered zu dem heiligen Himmelsfürsten Sant Jobst, von stund an sei al sein sach besser worden undwolgeorent.

Testes: Fritz Mann von Pelsdorf (Pöllersdorf), Hermann Hering von Kaderseut (Kottersreuth) actum am Samstag nach Vis. Mariae (4.7. 1506).

Item Hans Gürtler von Eger ist kumen in dis gegenwertig gotshaus und hat do offentlichgesagt, dass er grosen wetagen gehabt hab in einem arm, auch das kalt (= Siechtum) gehabt bei 6 wochen und in sulcher krankheit hab er gered zu dem heiligen Himmelsfürsten Sant Jobst, do sei sach besser worden und gesund.

Testes Wilhelm Erlbeck auch von Eger, Hans Kramer auch von Eger actum am Montag nach Visit. Marie (6.7. 1506)

    ItemAnna Stecherin von Husingen (Hüsingen bei Gunzenhausen=
ein Dorf bei Nordlingen gelegen ist kumen in dis gegenwertig gotshaus und hat do offentlich gesagt, dass si großen merklichen wetagen gehabt hab unterhalb der gürtel, das is nit  hab mugen rüren noch sitzen, auch so si nider kumen sei, hat sie on hilf nit mugen austeen. Sei sie von Heimat ausgezogen und in willen gehabt in das warmbad zu ziehen, sei ein armer man zu ihr kumen und gesprochen, wie Sant Jobst groß wunderzeichen an dem ort tu, si sol sich auch dohin gereden, villeicht geschee ir auch gnad von dem liben Heiligen. Das hab si getan und zu dem liben Heiligen gangen, und alspald si zu dem Brunnen kumen sei ir sach gut worden und allein aufgestanden, gent und knientworden nach aller notdurft.

Testes Cunz Kusner, Endres Man. Actum dom. (Samstag)nach Kiliani (9.7.)

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