Singer

II. Das Fichtelgebirge
als Siedlungs- und Wirtschaftsraum
1. Geschichte
von Dr. F. W. Singer
 

    Als Durchgangsgebiet nach Böhmen und nach den Mainlanden ist das Fichtelgebirge schon in vorgeschichtlicher Zeit belegt. Ein mittelsteinzeitlicher Rastplatz einer Flußterrasse der Eger bei Hendelhammer ist wissenschaftlich untersucht. Auf dem Basaltboden des Reichsforstes südlich Haingrün sind jungsteinzeitliche Siedelreste nachgewiesen. Verstreute Spuren von wandernden Sippen und Einzelgängern der Jungsteinzeit fanden sich bisher auf dem Gipfel des großen Waldsteins, im Forstbezirk Neubau, bei den Steinhäusern, bei Oschwitz, zwischen Haid und Seußen. Während diese Zeugen der Anwesenheit früher Menschen fast alle erst um 1960 durch aufmerksame Finder zutage kamen, wurden bereits hundert Jahre früher Bronzesicheln und Armringe der Frühhallstattzeit bei Brand-Wölsau einem Versteck entrissen. Eine dunkle Erinnerung an die vorgermanische Bevölkerung am Oberlauf der Eger bewahrt der Flußname Eger (“Agara”). Zu einer stärkeren Besiedlung kam es offenbar auch  in Thüringisch- markomannischer Zeit nicht. Ob die ostfränkische Kolonisation vom Westen her in das Fichtelgebirge vordrang, ist ohne entsprechende Bodenfunde vorläufig nicht zu klären. Allerdings raunt die Sage, daß Karl der Große im Ochsenkopf Ruhe gefunden habe. Auch ein geschlossen siedelndes, politisch unabhängiges Slawentum kann nach den Aussagen der Namensforschung im Fichtelgebirge nicht bestanden haben.Man darf also annehmen, daß die Fichtelgebirgshochebene noch im 9. Jahrhundert nur spärlich besiedelt war. Spätestens aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts, der Zeit der Ungarneinfälle, datiert der Einzelfund eines Goldanhängers mit eingesetztem Türkis aus Hohenberg an der Eger an der östlichen Öffnung des Fichtelgebirges.

     Aus ser Oberofalz kommende  bairische Siedler hatten, wie von der historischen Forschung und der Namensforschung klar herausgestellt wurde, im 10. Jahrhundert das Fichtelgebirge erreicht. Als König Heinrich IV. im Jahre 1061 seinem Ministerialen Otnand einen Landstrich bei Schurbach- Waldershof übereignete, erfahren wir erstmals urkundlich von einer kolonisatorischen Unternehmung. Seit dem 11. und 12. Jahrhundert rückten überall Deutsche ein, und die weitgreifende Waldrodung auf den Hängen und Höhen setzte in den kämpferischen Jahrzehnten nach Erlöschen des Salischen Kaiserhauses (1125) ein. Die Kaiser planten, die weiten Forstgebiete im bairischen Nordgau durch Rodungen zu erschließen, um hier Siedeland und Reichsterritorium zu schaffen. Die Markgrafen auf dem Nordgau, die Diepoldinger, lenkten durch ihre Dienstmannen (Ministerialen) dieses Kolonisationswerk im Auftrag des Kaisers. Die weitverbreiteten Ortsnamen auf  -grün und -reuth geben noch Zeugnis von der Rodungstätigkeit dieser Zeit. Das 1135 genannte Gotefriedesreuth hieß bezeinungsweise 1182 Goteridesgune apum Thiersheim- das heutige Göpfersgrün.

     Wie die Diepoldinger die Träger ihres Siedlungswerkes, die

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